Drei Golfer vom Gehörlosen-Stützpunkt Heidelberg-Lobenfeld
In der Obhut von Bundestrainer Heiko Burkhard stehen drei Golfer vom Deaf-Golf Stützpunkt Heidelberg-Lobenfeld im Teilnehmerfeld. Allen voran geht Allen John (Heimatclub St. Leon-Rot) als Titelverteidiger auf das Grün und will den Pokal unbedingt verteidigen. „Auch wenn ich sehr gute Erfolge auf der internationalen Profi-Tour bei den Hörenden habe, ist mir der Deaflympics-Titel der liebste in meiner Trophäensammlung. Es ist etwas sehr Besonderes, ein so großes Turnier gewonnen zu haben und ich gebe zu, dass die Verlegung von zwei Profi-Turnieren mir sehr entgegengekommen ist, so dass ich in Brasilien erstmals auf dem südamerikanischen Kontinent mein Können zeigen kann.“
Auch der 22-jährige Nico Guldan (Heimatclub Mannheim-Viernheim) geht gemeinsam mit Allen auf den Kurs. Bei den letzten Deaflympics in Samsun (Türkei) belegte er einen hervorragenden 6. Platz. „Ich freue mich besonders auf das Miteinander im Team. Aufgrund Corona gab es wenige Gelegenheiten, sich zu sehen und wegen beruflicher Überschneidungen konnte ich erst ein Trainingslager mit Heiko Burkhard und der Mannschaft mitmachen. Wir ergänzen uns einfach sehr gut und bestärken uns während des Turniers.“
Die Jüngste im Team ist Amelie Gonzalez-Podbicanin (Heimatclub St. Leon Rot). Sie schaffte bei den Deaflympics in Samsun 2017 einen sensationellen 4. Platz im Alter von 13 Jahren. Sie hofft dieses Jahr auf einen anspruchsvollen ,,brasilianischen“ Platz. „Diesmal vielleicht eine Medaille zu ergattern wäre natürlich toll, aber überhaupt die Möglichkeit, ein zweites Mal bei den Deaflympics dabei sein zu dürfen, ist unglaublich“, erzählt die inzwischen 17-jährige Gymnasiastin aus Schwetzingen
Mannheimer Tennisspieler Cedric Kaufmann erstmals im Aufgebot
Neben den Golfern steigt mit dem Mannheimer Cedric Kaufmann erstmals auch ein Tennisspieler aus der Region in das deaflympische Turnier ein. Der Abiturient beginnt mit seinen schriftlichen Abiturprüfungen vor dem Abflug nach Brasilien und erledigt den Rest nach seiner Rückkehr. Sicherlich auch eine besondere Herausforderung für den 18-jährigender mithilfe eines Cochlea-Implantat hören kann. Aber das Ludwig-Frank-Gymnasium, ausgezeichnet als Eliteschule des Sports in Mannheim, macht die Aufteilung der Prüfungen für Spitzensportler möglich.
Fußball ist unser Leben, den König Fußball regiert die Welt- nicht, wenn man gehörlos ist.
Der deaflympische Fußball-Bundestrainer Frank Zirn aus Karlsruhe bringt es auf den Punkt: „Wir sind Fußball-Weltmeister geworden und keiner hat es mitbekommen.“ Da das Nationalteam der Gehörlosen Kicker nicht dem DFB angegliedert ist, gehen solche internationalen Erfolge leider unter. Das soll sich bei den anstehenden Deaflympics ändern. Aus der Region haben sich immerhin fünf Spieler für den Stammkader empfohlen und gehören ins Aufgebot: Die Geschwister Robin und Kevin Bayer, Nico Knappe, David Seiberlich und Robin Völkel spielen allesamt für den GSV Karlsruhe.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Mit Dominik Götz und Felix Werling stehen zwei Handballer vom GSV Frankenthal im Kader des Nationalteams. Dazu gesellt sich Linksaußen Lukas Keßler von der KuSG Leimen. Die drei Spieler stehen vor ihrer zweiten Teilnahme am größten Hörgeschädigten-Sportevent der Welt. Bereits in Samsun (Türkei) 2017 schaffte es das Team von Nationaltrainer Alexander Zimpelmann (Freinsheim) ins kleine Finale, verlor jedoch das Spiel um Bronze gegen Kroatien mit 22:26. In Brasilien will das Team diesmal unbedingt eine Medaille holen.
Im Wasser flott unterwegs
Auch dem Schwimmer Niklas Müller vom GSV Heidelberg wird die Ehre zuteil, nach Brasilien zu fliegen. Der Weltmeister über 1.500 Meter wird auf folgenden Strecken starten: 200 m, 400 m, 800 m und 1500 m Freistil. Darüber hinaus geht er über 200 m Schmetterling und 400 m Lagen an den Start.
Die Deaflympics sind älter als die Paralympics
Bereits 1924 fanden die „Internationalen Spiele für die Gehörlosen“ in Paris statt. Das war Jahrzehnte vor den Paralympics. Bis 1999 blieb es bei dem Namen, der dann in „Weltspiele für die Gehörlosen“ umbenannt wurde. Im ersten Jahr nahmen neun Länder mit 148 Athleten teil und konkurrierten im Radfahren, Tauchen, Fußball, Schießen, Schwimmen und Tennis. Seitdem das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Spiele anerkannt hat, heißen sie seit 2001 Deaflympics.
Der Unterschied zu den Olympischen Spielen
Der offensichtlichste Unterschied ist der, dass die Schiedsrichter statt Trillerpfeifen Flaggen benutzen. Statt einem Startschuss werden Lichtsignale eingesetzt. Statt lautem Applaus winken die Zuschauer mit beiden Händen. Im Gegensatz zu den Paralympics unterscheiden sich die Regeln der Deaflympics nicht von denen der Olympischen Spiele.
In den letzten Jahren kam vermehrt Kritik auf, warum die Paralympischen Spiele es nicht möglich machen, gehörlose Sportler miteinzubeziehen und dafür Regeln und Kommunikation ändern: statt Worten auch Gebärden und z.B. statt eines Startschusses auch visuelle Startsignale. Auch der Deutsche Gehörlosen-Sportverband setzt sich u.a. dafür ein.